Mittwoch, 28. Oktober 2020

Update nach einem Jahr 💕

 Und schon wieder ist ein Jahr rum - und was bitteschön, ist das für ein Jahr? Corona hat alle im Griff und stellt uns vor neue Herausforderungen. Aber beginnen wir in der Zeit vor Corona. 


Dass es schon anstrengend war, brauch ich ja nicht mehr extra zu erwähnen, glaub ich. Mein kleiner Olchi hat so große Probleme entwickelt nach der Einschulung, dass er nicht mehr zur Schule gehen konnte und ich da schon versucht habe, alles an Hilfen heranzuziehen, was möglich ist. Unter anderem auch eine Tagesklinik. Dort hatte er dann nach über 7 Monaten ENDLICH einen Platz. 

Trotzdem ging es mir immer schlechter und ich bat schließlich meine Mutter, ob sie mir einmal in der Woche beim Haushalt helfen könne. Das fiel mir unheimlich schwer und war auch nur mit Hilfe meiner Ergotherapeutin möglich. Das war dann wirklich eine große Unterstützung. Denn je größer das Chaos um mich herum ist, desto schlechter komme ich klar und es geht mir nicht gut. 

Im Januar hat sich nach fast einem Jahr das Jugendamt gemeldet,  auch weil die Tagesklinik immer wieder angerufen hatte und die Dringlichkeit verdeutlicht hat. Jetzt haben wir eine ganz nette und engagierte Sachbearbeiterin, die endlich unsere Akte bearbeiten konnte. Man muss dazu sagen,dass das Jugendamt heillos überlastet ist und es einfach zu wenig Personal gibt. Das führt dann zu diesen unglaublichen Wartezeiten, oder dass man komplett in Vergessenheit gerät. 

Aber nun hatte (und habe) ich eine Ansprechpartnerin, die uns wirklich helfen wollte. Sie wollte uns einen Platz in einer Tagesgruppe vermitteln. Eine ambulante sozialpädagogische Erziehungshilfe, an die man nur über das Jugendamt kommt. Wie ein Hort oder eine Nachmittagsbetreuung, die aber therapeutisch arbeitet, mit nur 9 Kindern auf 4 Mitarbeiter. Leute vom Fach, die auch mit schwierigen Kindern zurecht kommen, sie aushalten können und viel mit ihnen erarbeiten. (Und sie leisten noch viel, viel mehr!) Nirgendwo anders hätte ich meinen zweiten Olchi betreuen lassen können. Er braucht viel Regelwerk und Ruhepasen, bzw Rückzugsmöglichkeiten, viele Leute und Geräusche überfordern ihn. Das ist der Grund, warum er nach einem halben Jahr Grundschule auf eine Förderschule gewechselt ist. Die Aussicht auf solch eine Tagesgruppe war ein Licht am Ende des Tunnels.

 In der Klinik kam der Verdacht einer Autismusspektrumsstörung auf. Das wollte ich erst gar nicht wahr haben, da ich diese Vermutung eher bei meinem großen Olchi hatte und sie sooo unterschiedlich sind. Aber außerhalb der Familie und seines gewohnten Umfeldes, verhält sich der kleine Olchi völlig anders. Als ich den Bericht der Lehrerinnen gehört habe (von der Schule und der Klinikschule) wurde es mir erst deutlich. Und es hat dann doch einiges erklärt.

Um das einmal abzukürzen: Beide Olchis haben ADHS und bewegen sich im Autismuspektrum (der große wurde ebenfalls getestet). So, und wer jetzt meint, mir etwas von "Modediagnose" oder Bachblütentherapie erzählen zu müssen, der darf hier gerne mal ein Praktikum machen! Wenn meine liebste Rita (die eine wirklich tolle Erzieherin und Heilpädagogin ist) mir schon sagt, dass sie echt Respekt vor den Jungs  hat, dann sagt das schon viel aus.

Warum ich das hier schreibe? Um im Ansatz zu verdeutlichen,  warum ich immer noch arbeitsunfähig bin, obwohl ich optisch fast wieder die alte bin. Aber meine Nerven und Kraftreserven laufen immer am Limit. Wäre ich allein mit meinem Mann und hätte viele Ruhephasen, könnte ich mit Sicherheit wieder etwas arbeiten gehen. Es ist halt alles miteinander verknüpft.

Und das immer wieder bei einem Gutachten zu verdeutlichen, ist wirklich mühsam und setzt mir zu.

Ja und seit Corona kann mir Mama nicht mehr helfen, die Aufnahme in die Tagesgruppe fiel nach hinten und im Lockdown hab ich ne Kinderflatrate gewonnen. Hurra!

Es fällt mir sehr schwer unsere Situation in wenigen Sätzen zusammenzufassen und es kratzt auch nur an der Oberfläche, aber es war mir dennoch wichtig, einen kleinen Eindruck vermitteln, was hinter der wieder hergestellten Fassade steckt!

Aber es gibt auch Positives zu berichten!

So hat Olchi zwei nun endlich den Platz in der Tagesgruppe und hat sich dort toll eingelebt. Sogar in den Herbstferien haben sie tolle Sachen mit den Kindern unternommen! Er wird da super gefordert und gefördert und ich bin wirklich sehr zufrieden dort!

Meine Fastelovendschwester bricht, zusammen mit ihrer Familie, die Zelte in Thüringen ab und zieht hier zu uns ins Dorf. Und das in 4 Wochen schon 😍😍

Und ich hab durch ganz tollen Support von einem befreundeten Musiker und seiner Frau den Mut gefunden, vor Menschen zu singen. So haben wir im Sommer ein Minikonzert gegeben. Gut, mit den meisten im Publikum war ich verwandt, aber es waren auch ein paar andere Leute dort. Es hat wirklich Spaß gemacht und ich verfolge das nun etwas weiter.

Mein Traum wäre, irgendwann mit meiner Ukulele (die ich definitiv noch besser spielen lernen muss) in Altenheime zu gehen und dort mit den Menschen zu singen und ihnen Freude zu bereiten. Mal sehen, ob ich da mal hinkomme.

Oder es ergeben sich nochmal Möglichkeiten für einen Aufttitt mit professioneller Begleitung, wie im Sommer. Wir werden sehen…. Im Moment ist man wegen Corona ja eh sehr eingeschränkt. Aber träumen darf man ja 😍

Und zu guter Letzt, sind auch sämtliche Nachsorgeuntersuchungen ohne Befund!!! Die sind ja auch immer mit Anspannung verbunden. Aber der Krebs ist im Moment kein Thema und so darf es gerne für immer bleiben. 🍀

Macht es gut und bitte bleibt gesund!!!


Dienstag, 1. Oktober 2019

#pinktober

Es ist Oktober, der Brustkrebsmonat!

Und Zeit, hier endlich wieder mal zu aktualisieren.

Es war ziemlich viel los bei uns und ich hatte einfach keine Kraft zum Schreiben. Ich bin immer noch nicht arbeitsfähig und habe im Februar Erwerbsminderungsrente beantragt. Leider mahlen die Mühlen der Rentenversicherung extrem langam, so dass immer noch nichts durch ist. 
Immer wieder bekomme ich komische anfragen, die ich bearbeiten und zurückschicken soll. Dinge, die man, wenn man einfach mal im Computer nachsieht, längst selbst beantworten könnte. Z.B., ob ich in meinem Anerkennungsjahr (zur Erzieherin) Geld verdient hätte. - Ja, hab ich UND auch eingezahlt. War alles im System. 🙈
Manchmal fragt man sich wirklich, wie manche Leute ihren Job erledigen.
Achja, und nach dem ärztlichen Gutachten haben sie herausgefunden, dass ich teilweise erwerbsgemindert bin und mir doch von meinem Arbeitgeber eine Teilzeitstelle geben lassen soll. Ähm ja, ich hab aber nur 16 Std die Woche gearbeitet - was ich, sowie mein Arbeitsgeber, bereits angegeben hatten. Ich könnte mitlerweile echt ein Buch schreiben. 

Ich hab leider das Vertrauen sind sämtliche Institutionen verloren. Bei den Olchis ging es auch heiß her. Vor der Erkrankung waren sie auch schon echt anstrengend, aber ich habe das gewuppt bekommen. Sind halt Jungs. Jetzt,wo ich das eben nicht mehr auffangen kann, wurden die Probleme größer, und bei jedem taten sich teilweise große Baustellen auf. Da will ich jetzt gar nicht näher drauf eingehen, das wäre schon einen neuen Blog wert. Da hatte ich mich auch hilfesuchend ans Jugendamt gewendet, weil ich echt nicht mehr konnte. Mein Mann und ich waren beide extrem mit den Nerven runter. Bis heute, habe ich nichts mehr vom Jugendamt gehört, set Ende Februar (!). 
Im April war ich dadurch richtig depressiv, weil ich so gar kein Licht am Ende des Tunnels sah. Wofür macht und tut man, wenn die richtigen Stellen einem nie helfen. Aber Gott sei Dank hatte ich Unterstützung von meiner Familie, Freunden, Ergotherapeuten und meiner Psychotherapeutin.

Nach so einer Erkrankung,  geht es vielen so, dass sie Dinger schlechter aushalten können, dünnhäutiger sind und nicht mehr so stressresistent. Das Problem als Mutter ist aber, dass ich gar nicht die Zeit habe, mich um mich zu kümmern und wieder zu Kräften zu kommen. Besonders, wenn man zwei Olchis hat. Wärend der Chemo habe ich oft gehört,  wie toll ich das mache und dass ich eine Kämpferin sei. Dabei kam mir das gar nicht so vor. Ich hab es lediglich ausgehalten und außerdem war ich überall zum Frühstück eingeladen. 😁 Jetzt ist es ein Kampf. Jeden Tag aufs Neue. Mal mehr,  mal weniger.
Aber ich möchte euch trotzdem Mut machen. Es lohnt sich, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. Auch wenn sich das Meiste hier nicht so schön liest, lohnt es sich durchzuhalten.

Ich wollte nie ein anderes Leben haben, weil ich wirklich zufrieden war. Jetzt muss ich mein neues Leben und mein neues Ich akzeptieren und es ist noch einiges an Trauerarbeit zu leisten,  aber (wie meine Therapeutin immer sagt) ich werde die Früchte fürs Kämpfen und Durchhalten ernten und es wird irgendwann leichter.

Mit den Olchis geht es auch in die richtige Richtung. In kleinen Schritten, aber in die richtige Richtung. 

Ich finde es eigentlich schade, dass ich meinen Blog nicht einfach abschließen kann mit den Worten "Yeah, alles überstanden, ich bin wieder die Alte!". Aber dennoch soll er Mut machen. Redet offen darüber, wie es euch geht! Mir sieht man es auch nicht immer an, aber so wundert sich eben keiner, warum ich nicht mehr bei jeder Schulveranstaltung mithelfen kann oder Dinge schlechter organisiert bekomme. Wir sind nicht allein, es geht vielen so. Nur ist es schwer Verständnis zu bekommen, wenn man sich nicht öffnet. Man sieht es uns einfach nicht an! Und wie gern hätte ich ein Türchen in meinem Kopf, um es jemandem mal bildlich zu zeigen. 

Also bleibt stark! 💪🤘

Montag, 7. Mai 2018

der Weg durchs Tal

Hallo ihr Lieben! 
Es wird wieder Zeit zu aktualisieren. Zu Beginn möchte ich euch nochmal auf den Bericht von Jenke von Wilmsdorff aufmerksam machen, der heute Abend auf RTL läuft.


Ich habe gestern eine Vorschau gesehen, in der ich auch vorkomme, und es stiegen direkt wieder Tränen auf. Letztendlich hat diese Doku bzw die Aufzeichnungen der Interviews ja meine Fassade zum Bröckeln gebracht.

Seit dem letzten Beitrag, hat sich die Situation immer weiter zugespitzt. Ich bin in Tränen ausgebrochen, sobald mich jemand gefragt hat, wie es mir geht. Auf der Arbeit habe ich ständig mit den Tränen gekämpft, ich habe plötzliche Weinkrämpfe bekommen, sobald ich allein im Auto war und zu Hause bin ich bei jeder Kleinigkeit an die Decke geggangen. Irgendwann haben sich meine Jungs abends gestritten und sich angebrüllt und ich saß in der Küche,  hab mir die Ohren zugehalten und geweint. Ich hab das alles nicht mehr ertragen. Mein Großer stand dann weinend vor mir, zeigte auf seine Brust und meinte: "Mama, das tut mir hier weh, wenn du weinst!"
Was soll man da sagen... wie soll ich ihm erklären, was mit mir los ist, und dass sie keine Schuld daran tragen. Wie soll ich Verständnis und Rücksichtnahme von zwei Kindern erwarten, die schon 1,5 Jahre Rücksicht auf ihre kranke Mama nehmen müssen. 

Seit Anfang März bin ich nun krankgeschrieben. Es hat ein paar Wochen gebraucht, bis ich nicht mehr jeden Tag weinen musste. Aber es wird langsam besser. Und grade beim kleinen Olchi merke ich sehr starke Veränderungen. Er war zeitweise sehr aggressiv und "bockig", jetzt ist er viel ausgeglichener und zufriedener. 

Der große Olchi ging Anfang April zur Erstkommunion. Währenddessen ging es mir erstaunlicher Weise relativ gut. Ich hatte auch tolle Hilfe, sonst hätte ich das gar nicht geschafft. Aber danach hab ich eine Woche vormittags geschlafen, um mich zu erholen. Bei mir scheint der Knüppel immer hinterher zu kommen.

Bei der Gesprächstherapie hatte ich schon ein Aufnahmegespräch und bin nun auf der Warteliste. Aber der Psychiater hat mir noch Ergotherapie verordnet. Auch wenn ich nicht 100%ig weiß,  was da genau passiert, so nehme ich doch alles an Hilfe an, die mir angeboten wird. Auch da hatte ich schon das Vorgespräch und nächste  Woche geht es los!

Der Sport liegt auch noch auf Eis, da ich jetzt die zweite Angina in drei Wochen hab. Als ich noch in der Kita war, waren viele krank,  nur ich nicht (also jedenfalls keine Infektionskrankheiten). Nun bin ich zu Hause und die Seuche überfällt mich - und keiner sonst in der Familie hat irgendwas.

Die Kita ist noch etwas, was mir immer im Hinterkopf liegt. Früher bin ich immer mal wieder zu Besuch dort gewesen, um den Anschluss nicht zu verlieren und mich mal blicken zu lassen. Jetzt trau ich mich gar nicht mehr hin. Die Kinder freuen sich so sehr, wenn sie einen sehen. Aber was soll ich ihnen antworten, wenn sie fragen,  wann ich wiederkomme? Oder meinen Kollegen? Ich habe nach einer ziemlich krassen Zeit, endlich das Team von Kollegen gehabt, die auch einfach "Bock" auf die Arbeit hatten und Lust, Dinge umzusetzen. Jetzt lasse ich sie wieder hängen und bin nicht da. Sie sind wirklich sehr verständnisvoll und machen mir keinerlei Vorwürfe,  das schaff ich schon allein. Auch wenn ich weiß,  dass ich nichts dafür kann.
Ich war immer die Macherin, Planerin, gerne vorne mit dabei und lustig drauf. Jetzt ertrag ich ganz viel nicht mehr. Während der Krebstherapie hab ich mich so sehr auf die Arbeit gefreut und jetzt bin ich vor jedem Arzttermin ein nervliches Wrack, weil ich Angst habe, der Arzt versteht mich nicht und schickt mich wieder arbeiten.
Ich - die immer gern Erzieherin war, die ständig gesungen und getanzt hat, seit der Teenagerzeit immer mit Kindern zu tun hatte, ob privat oder beruflich. Ich kann es nicht mehr. Vielleicht irgendwann mal, aber grade nicht!

Es ist schlichtweg Scheiße, wenn einem etwas genommen wird, worauf man sich immer verlassen konnte. Das zu verdauen und wieder grade zu biegen wird dauern, fürchte ich.

 Während der Krebstherapie hab ich oft von Betroffenen gehört, dass hinterher nichts mehr ist wie vorher. In gewisser Weise ist das ja auch verständlich. Aber ich habe wirklich geglaubt, dass man mit etwas Willenskraft dagegen angehen kann und sich selber treu bleiben kann.
Tja - denkste. NIEMALS hätte ich damit gerechnet, dass es mich so ausknockt. Klar, mal so ein paar schwarze Tage - aber dass ich nach nichtmal 5 Monaten Arbeit quasi berufsunfähig bin, damit hätte ich jede Wette verloren.

Ja... so sieht es aktuell bei mir aus. Aber ich finde es wichtig,  dass auch über das "Danach" gesprochen werden muss. Wie oft höre ich: "Cool, du hast ja wieder ne richtige Matte auf dem Kopf, dir geht es ja wieder richtig gut, oder?"
Ja einen Beinbruch sieht man eindeutiger. Ich kann nicht in ein, zwei Sätzen erklären, wie es mir wirklich geht. Und vor allem so, dass es wirklich jeder nachvollziehen kann. Denn wenn man mich manchmal sieht, würde man das niemals vermuten. Ja ich hab auch schöne Momente oder auch Tage, und grade in Gesellschaft lache ich auch und mache meine Witze. Wie antriebslos ich aber meist zu Hause sitze und nichts schaffe, sieht man ja nicht . Es sei denn man kommt mal sponatan zu Besuch 🙈

Für heute beende ich mal meinen Roman und wünsche euch ein paar sonnige Tage und schaltet heute Abend mal den Fernseher ein 😉

Liebe Grüße aus dem sonnigen Rheinland

Sonntag, 25. Februar 2018

die Zeit danach

Es ist schon etwas her, seit ich den letzten Post verfasst habe. Aber nun wird es mal wieder Zeit.
Wenn mich aktuell jemand fragt, wie es mir geht, dann mag ich eigentlich gar nicht antworten. Denn "Gut, danke!" wäre gelogen. Natürlich sieht man es nicht auf den ersten Blick, denn ich lache ja trotzdem noch, aber ich weine auch viel. So kenne ich  mich gar nicht - das ist wohl das Schlimmste daran.

Am Montag hatte ich einen Interviewtermin mit RTL, für eine Dokumentation von Jenke von Wilmsdorff über Brustkrebs. Dort waren 10 Frauen und ein Mann, die interviewt wurden. In der Zwischenzeit saßen wir zusammen und erzählten und hatten auch jede Menge Spaß.  Doch eine Teilnehmerin,  deren Krankheit ca 4 Jahre zurückliegt, erzählte irgendwann ihre Geschichte. Sie hatte 2 kleine Kinder und ist nach Therapieende wieder arbeiten gegangen. 16Stunden in der Woche - so wie ich jetzt. Nach einem Jahr ist sie zusammenbegrochen und wusste nicht mehr, ob sie Männlein oder Weiblein ist. Während sie so erzählte, wurde der Kloß in meinem Hals immer größer. Sie hatte das erlebt, auf das ich grade zusteuere. Und irgendwann brach ich in Tränen aus.

Ich arbeite seit November wieder 16Stunden an drei Tagen der Woche. Über Weihnachten hatte ich drei Wochen Urlaub, die ich auch mehr als nötig hatte. Man sagt sich selber, dass man sich halt Zeit geben muss, um sich wieder an alles zu gewöhnen und alles (Haushalt, Arbeit,  Kinder) unter einen Hut zu bekommen. Aber irgendwie will es nicht besser werden, auch wenn der Urlaub erstmal geholfen hat. Man wird immer müder und das Nervenkostüm immer dünner. Wenn man morgens arbeiten geht, ist es somit abends nur noch hauchdünn. Zum Leidwesen meiner Kinder. Man versucht weiterzumachen und hofft, dass die Zeit es schon richten wird. Es sind doch auch "nur" 16 Stunden. Andere arbeiten doch viel mehr. Und dann erzählt jemand anders quasi deine Geschichte und berichtet, dass es eben nicht einfach so besser wird,  und dass sie es auch mit 16 Stunden und zwei Kindern eben nicht geschafft hat. Irgendwie war es auch schön zu hören, dass es anderen auch so geht. Und dass sogar Gutachter der Rentenversicherung dieses Krankheitsbild nach einer Krebstherapie kennen und anerkennen.
Aber seitdem bin ich äußerst nah am Wasser gebaut und kann eben nicht einfach mit "Mir geht es gut" antworten. Und das alles zeigt mir, dass da wirklich etwas ist, was nicht in Ordnung ist. Deswegen werde ich mir nun Hilfe suchen.
Ich bin so platt, dass mir alles sehr schwer fällt grade. Ich schlafe auch viel, bzw brauche viel Schlaf. 
Als ich noch in der Wiedereingliederung war, hatte ich geregelte Arbeitszeiten und war um 13h bzw 14h fertig. Danach hat meine Freundin ein paar Häuser weiter mich mit auf ihre Gassirunde genommen. Wir haben sogar mit Lauftraining angefangen. Doch seit ich wieder voll drin bin, schaffe ich das aufgrund der Arbeitszeiten nicht mehr, da ich ja Nachmittags die Kinder abholen muss und abends bin ich einfach zu kaputt. Daher reicht es momentan für alle zwei Wochen mal ne Gassirunde. Ich weiß auch nicht, wie ich das irgendwie ändern kann. Denn eigentlich weiß ich ja, dass grade die Bewegung mir gut tut. Aber es ist ein Teufelskreis.
Ich will eigentlich gar nicht so rumjammern, aber viele denken, dass es nach der Therapie alles wieder gut ist. Dass man wieder gesund ist und es nun weiter geht. 
Aber es geht nicht weiter. Man muss neu anfangen. Mit einem neuen Ich, mit einem neuen Äußeren, mit viel weniger Energie. Und das muss man einfach so hinnehmen und damit klarkommen. Sich das selber einzugestehen ist nicht schön. Der scheiß Krebs kommt einfach und zerstört einfach dein Leben. Und selbst wenn er weg ist, hinterlässt er einen Trümmerhaufen. Den wieder neu Aufzubauen kostet unheimlich viel Kraft. Aber die wird schon von den Kindern, vom Haushalt, von der Arbeit aufgebraucht. 
Ja, ich werde mir Hilfe holen, aber trotzdem weiß ich,  dass man gut ein halbes Jahr warten muss, bis man einen Therapieplatz bekommt. Das macht nicht grade Mut. 

Bald hab ich den Termin zur Nachsorge, da werd ich das ansprechen. Immerhin der erste Schritt...

Montag, 6. November 2017

Oma

Hallo zusammen,

heute ist ein trauriger Tag!

Vor genau 5 Jahren ist meine liebe Oma gestorben. Sie war für mich ein ganz besonderer Mensch. Sie hätte jedem ihr letztes Hemd gegeben und hat sich gern um andere Leute gekümmert und ihnen eine Freude gemacht. So bekamen z.B. die Arbeiter, die unsere Hausfassade gestrichen haben jeden Mittag einen selbstgemachten Eiskaffee (mit Sahnehäubchen natürlich) im Garten.

Genau jetzt beginnt ihre schönste Zeit im Jahr - die Vorweihnachtszeit in der sie immer ihre Plätzchen gebacken hat. Bis zu 20 verschiedene Sorten. Die Mehlpreise der letzten Jahrzehnte hatte sie immer im Kopf.  Wenn man die Haustüre aufschloss, kam einem schon der Duft entgegen und manchmal standen die Plätzchen zum Auskühlen im Flur auf dem Teewagen. Dann konnte man aber nicht garantieren, dass es nicht stetig weniger wurden.  😉  In der letzten Zeit scheint sie einige ihrer Tipps und Tricks nochmal extra für uns aufgeschrieben zu haben, denn in ihren handgeschrieben Backbüchern, hat sie diese Notizen mit "Oma" unterschrieben. Ich halte ihre Bücher sehr in Ehren.

Vor zwei Jahren im Dezember hatte ich irgendwie "et ärme Dier", wie man in Köln sagt und in so einer Stimmung hilft mir das Singen immer. Und dieses spezielle Lied hab ich nur für Oma gesungen und mich dabei aufgenommen. Es ist keine super Qualität und ich weiß, dass ich nicht die größte Sängerin auf diesem Planeten bin, aber ich möchte es euch gerne vorspielen. Das hab ich bisher noch niemandem vorgespielt. (Vom Ersteller des Instrumentalcovers, habe ich via Facebook die Erlaubnis zur Veröffentlichung erhalten) 


Insttumental-Cover: Jens Sonntag
http://www.youtube.com/jenssonntag
http://www.facebook.com/jenssonntagmusik

Ich vermisse meine Oma sehr! Sie hätte so viel Spaß an ihren Urenkeln gehabt, der kleine Olchi war grade einmal 6 Wochen alt, als sie starb. Aber sie war so stolz überhaupt eine Uroma sein zu dürfen. Und sie musste sich so keine Sorgen um mich machen.
Liebe Oma, auch wenn ich dich so sehr vermisse, bitte warte noch ein paar Jahrzehnte auf mich! Ich halte hier unten die Stellung an der Plätzchenfront und sing den Olchis deine Lieder vor !


Donnerstag, 26. Oktober 2017

krasses Jahr

Heute vor genau einem Jahr wurde ich von jetzt auf gleich in ein anderes Leben geschmissen,  mir der Boden unter den Füßen gerissen, mir die Leichtigkeit des Lebens einfach so genommen.

Ich habe unzählige Untersuchungen und Arztbesuche, zwei OPs hinter mir -das Krankenhaus hab ich öfter gesehen, als den Kindergarten meines kleinen Olchis.
Fünf Monate Chemo, die mir jetzt - nur durch den Gedanken daran- die Nase kribbeln und es mir übel werden lässt.
33 Bestrahlungen - jeden verdammten Werktag mit dem Taxi 40 Minuten in die Strahlenklinik, 2 Minuten bestrahlen und wieder 40 Minuten zurück.

Ich hab viel Kraft und jede Menge Haare gelassen, hatte zweitweise nichtmal ein Gesicht. 

Aber ich habe auch viel gelacht, viele Frühstücks- oder Dinnereinladungen angenommen,  mich mit meinen Mädels getroffen, mit Rita gequatscht, mit meiner Fastelovendschwester und auch meiner Mama den Weihnachtsmarkt besucht, das Bodyguard-Musical geguckt, Karneval gefeiert, und und und....

So richtig hatte ich gar nicht die Zeit, mich zu verkrümeln oder in ein Loch zu fallen, da ich so tolle Menschen um mich rum hatte. Und ich habe noch einige tolle Menschen mehr kennengelernt.
Sei es durch unsere Brustkrebs-Mädels-Gruppe oder später auch in der Reha!

Achja die Reha, was haben wir einen Spaß gehabt. Gelacht,  geweint, gestrickt, gehäkelt...uns nur um uns gekümmert. Das tat mal so richtig gut! Hat mich wieder runterkomen lassen, wo ich durch das Vorangegangene so dünnhäutig geworden bin. 

Ich war sicher oft ungerecht zu meinen Jungs und sie mussten auch soviel aushalten. Das wird mir jetzt erst so richtig bewusst.

Oft werde ich gefragt: "Bist du denn jetzt wieder gesund?"-gute Frage!

Irgendwie schon - und dafür bin ich so dankbar. Aber wenn man nach nem Schnupfen wieder gesund ist,  ist alles so wie vorher. Aber hier ist nix mehr wie vorher.

Ich wollte nie wieder kurze Haare haben und laufe jetzt mit ner sehr kurzen Kurzhaarfrisur rum, erkenne mich auf Bildern immer gar nicht wieder. Ich bin in den Wechseljahren, mit allem was dazu gehört: Hitzewallungen, Gelenkschmerzen,trockenen Schleimhäuten,etc. Hab immer noch (zum Glück nur leichte) Empfindungsstörungen in den Fingern. Muss 10 Jahre Tabletten schlucken, damit die Östrogene nicht an die Zellrezeptoren andocken können. Den Beipackzettel les ich erst gar nicht. Häufige Gewichtszunahme hat schon ausgereicht.

Aber totzdem geht es mir gut muss ich sagen. Aber hab ich das alles schon verarbeitet oder gar realisiert,  was da in den vergangenen 12Monaten passiert ist? 
Definitiv nicht!

Ich find es immer noch so unfuckingfassbar, dass ICH Krebs hatte. ICH! KREBS!!! Die Krankheit, die immer die anderen Leute bekommen. WTF!

Aber ich schaue nach vorne und konzentriere mich auf die schönen Seiten im Leben!
Fange wieder an zu arbeiten (bin grad in der Wiedereingliederung) und wurde von den Kollegen wieder so nett ins Team aufgenommen, sowie auch von den Kindern! So macht das Arbeiten wirklich Spaß und man freut sich drauf!

Ich möchte euch allen so herzlich Danken, dass ihr mich durch dieses krasse Jahr begleitet habt! Ohne euch alle hätte ich das nie nie niemals so durchgestanden! Selbst ihr, die ich euch teilweise nur virtuell kenne (die Hühner wissen, dass ich sie meine) wart so aufmerksam und es kamen tolle Nachrichten oder sogar Briefe und Päckchen.
Aber ich könnte gar nicht jeden einzelnen aufzählen! DANKE, dass ihr da wart!!! Ich weiß wirklich nicht, womit ich das verdient habe, aber ich habe es dankend angenommen!

Ihr seid toll!

Was ein krasses Jahr!

Sonntag, 13. August 2017

Shooting 📸

Es gibt noch etwas, was ich hier noch gar nicht erwähnt habe. Zunächst wurde ich gebeten, mit der Veröffentlichung noch zu warten, und später hatte ich wohl eine Schreibblockade.

Ich hätte schon lange gerne mal schöne, professionelle Fotos von mir gehabt. Aber wirklich günstig ist es ja nie (wenn man  nicht grad ein paar 08/15 Bilder haben möchte,  aber selbst dann...), naja und dann fehlt immer irgendwie ein Anlass. "Einfach so" gönnt man sich sowas ja nie. Warum eigentlich nicht?

Da der Krebs nun für immer ein Teil meines Lebens oder meines Lebenslaufes sein wird (das zu akzeptieren fällt immer noch schwer) und ich nur die hier schon bekannten Selfies (meistens aus dem Badezimmer) habe und sonst auch eher selber der Fotografierende bin, dachte ich, dass jetzt ein Anlass wäre. Denn ich habe nie wieder vor eine Glatze zu tragen! 

Also suchte ich im Internet nach einem geeigneten Fotografen und bin auf die Seite von Tânia Flores gestoßen. Ihre Bilder waren schön und nicht so dunkel, wie bei vielen anderen Fotografen. Dort fand ich sogar einen Link, wo man sich als Model bewerben konnte. Vielleicht sucht sie ja noch so einen speziellen Kopf wie meinen -wer weiß?  Sie würde ihr Portfolio erweitern und ich hätte schöne Erinnerungsfotos.

Also schrieb ich sie an. Die Antwort kam ein paar Tage später. Ich hatte sie wohl berührt und ungewollt einen wunden Punkt bei ihr getroffen. Sie hat sehr emotional geantwortet und kurz darauf telefonierten wir. 
Sie würde mich gerne fotografieren und eine befreundete Designerin aus Siegburg würde uns ihren Laden und (sofern ich das wollen würde) ihre Kollektion zur Verfügung stellen. Eine Visagistin würde mich schminken. Ich war wirklich überwältigt und freute mich sehr auf den Termin, der kurz vor der OP im April war.

Leider ging es der Visagistin an dem Tag sehr schlecht, so dass sie sogar ins Krankenhaus musste. Daher habe ich mich selber geschminkt. 
In ihrem Store Zugvögel traf ich mich dann mit Carina und Tânia, die mit ihrer Ausrüstung kurz nach mir eintraf.

Ich hatte einen schönen Tag mit den beiden und es hat mir viel Spaß gemacht. Auch wenn es irgendwie ungewohnt war vor der Kamera. Da ist man ja doch irgendwie etwas gehemmt. Der Blazer auf den Fotos ist übrigens Carinas Werk und wirklich super schön! Der musste mit auf die Fotos! 😉 

Ok, wahrscheinlich interessieren Euch die Bilder jetzt mehr, als dass ich hier weiter rumtippe. Also möchte ich euch nicht länger auf die Folter spannen. 

Bitteschön: 











Das ist eine kleine Auswahl! Wer dazu noch mehr wissen möchte,  sollte auf der Seite von Tânia Flores vorbeischauen. Dort hat sie einen sehr schönen und berührenden Beitrag über mich geschrieben. Und evtl entwickelt sich aus all dem ein kleines Projekt,  was anderen Frauen in ähnlichen Situationen Mut machen soll. 

Ja, wir haben Krebs! Ja, wir tragen Glatze! Und verdammt nochmal JA, wir dürfen trotzdem noch lachen und müssen uns nicht verstecken!

Mein Wort zum Sonntag! 😉