Und schon wieder ist ein Jahr rum - und was bitteschön, ist das fĂŒr ein Jahr? Corona hat alle im Griff und stellt uns vor neue Herausforderungen. Aber beginnen wir in der Zeit vor Corona.
Dass es schon anstrengend war, brauch ich ja nicht mehr extra zu erwĂ€hnen, glaub ich. Mein kleiner Olchi hat so groĂe Probleme entwickelt nach der Einschulung, dass er nicht mehr zur Schule gehen konnte und ich da schon versucht habe, alles an Hilfen heranzuziehen, was möglich ist. Unter anderem auch eine Tagesklinik. Dort hatte er dann nach ĂŒber 7 Monaten ENDLICH einen Platz.
Trotzdem ging es mir immer schlechter und ich bat schlieĂlich meine Mutter, ob sie mir einmal in der Woche beim Haushalt helfen könne. Das fiel mir unheimlich schwer und war auch nur mit Hilfe meiner Ergotherapeutin möglich. Das war dann wirklich eine groĂe UnterstĂŒtzung. Denn je gröĂer das Chaos um mich herum ist, desto schlechter komme ich klar und es geht mir nicht gut.
Im Januar hat sich nach fast einem Jahr das Jugendamt gemeldet, auch weil die Tagesklinik immer wieder angerufen hatte und die Dringlichkeit verdeutlicht hat. Jetzt haben wir eine ganz nette und engagierte Sachbearbeiterin, die endlich unsere Akte bearbeiten konnte. Man muss dazu sagen,dass das Jugendamt heillos ĂŒberlastet ist und es einfach zu wenig Personal gibt. Das fĂŒhrt dann zu diesen unglaublichen Wartezeiten, oder dass man komplett in Vergessenheit gerĂ€t.
Aber nun hatte (und habe) ich eine Ansprechpartnerin, die uns wirklich helfen wollte. Sie wollte uns einen Platz in einer Tagesgruppe vermitteln. Eine ambulante sozialpĂ€dagogische Erziehungshilfe, an die man nur ĂŒber das Jugendamt kommt. Wie ein Hort oder eine Nachmittagsbetreuung, die aber therapeutisch arbeitet, mit nur 9 Kindern auf 4 Mitarbeiter. Leute vom Fach, die auch mit schwierigen Kindern zurecht kommen, sie aushalten können und viel mit ihnen erarbeiten. (Und sie leisten noch viel, viel mehr!) Nirgendwo anders hĂ€tte ich meinen zweiten Olchi betreuen lassen können. Er braucht viel Regelwerk und Ruhepasen, bzw RĂŒckzugsmöglichkeiten, viele Leute und GerĂ€usche ĂŒberfordern ihn. Das ist der Grund, warum er nach einem halben Jahr Grundschule auf eine Förderschule gewechselt ist. Die Aussicht auf solch eine Tagesgruppe war ein Licht am Ende des Tunnels.
In der Klinik kam der Verdacht einer Autismusspektrumsstörung auf. Das wollte ich erst gar nicht wahr haben, da ich diese Vermutung eher bei meinem groĂen Olchi hatte und sie sooo unterschiedlich sind. Aber auĂerhalb der Familie und seines gewohnten Umfeldes, verhĂ€lt sich der kleine Olchi völlig anders. Als ich den Bericht der Lehrerinnen gehört habe (von der Schule und der Klinikschule) wurde es mir erst deutlich. Und es hat dann doch einiges erklĂ€rt.
Um das einmal abzukĂŒrzen: Beide Olchis haben ADHS und bewegen sich im Autismuspektrum (der groĂe wurde ebenfalls getestet). So, und wer jetzt meint, mir etwas von "Modediagnose" oder BachblĂŒtentherapie erzĂ€hlen zu mĂŒssen, der darf hier gerne mal ein Praktikum machen! Wenn meine liebste Rita (die eine wirklich tolle Erzieherin und HeilpĂ€dagogin ist) mir schon sagt, dass sie echt Respekt vor den Jungs hat, dann sagt das schon viel aus.
Warum ich das hier schreibe? Um im Ansatz zu verdeutlichen, warum ich immer noch arbeitsunfĂ€hig bin, obwohl ich optisch fast wieder die alte bin. Aber meine Nerven und Kraftreserven laufen immer am Limit. WĂ€re ich allein mit meinem Mann und hĂ€tte viele Ruhephasen, könnte ich mit Sicherheit wieder etwas arbeiten gehen. Es ist halt alles miteinander verknĂŒpft.
Und das immer wieder bei einem Gutachten zu verdeutlichen, ist wirklich mĂŒhsam und setzt mir zu.
Ja und seit Corona kann mir Mama nicht mehr helfen, die Aufnahme in die Tagesgruppe fiel nach hinten und im Lockdown hab ich ne Kinderflatrate gewonnen. Hurra!
Es fÀllt mir sehr schwer unsere Situation in wenigen SÀtzen zusammenzufassen und es kratzt auch nur an der OberflÀche, aber es war mir dennoch wichtig, einen kleinen Eindruck vermitteln, was hinter der wieder hergestellten Fassade steckt!
Aber es gibt auch Positives zu berichten!
So hat Olchi zwei nun endlich den Platz in der Tagesgruppe und hat sich dort toll eingelebt. Sogar in den Herbstferien haben sie tolle Sachen mit den Kindern unternommen! Er wird da super gefordert und gefördert und ich bin wirklich sehr zufrieden dort!
Meine Fastelovendschwester bricht, zusammen mit ihrer Familie, die Zelte in ThĂŒringen ab und zieht hier zu uns ins Dorf. Und das in 4 Wochen schon đđ
Und ich hab durch ganz tollen Support von einem befreundeten Musiker und seiner Frau den Mut gefunden, vor Menschen zu singen. So haben wir im Sommer ein Minikonzert gegeben. Gut, mit den meisten im Publikum war ich verwandt, aber es waren auch ein paar andere Leute dort. Es hat wirklich SpaĂ gemacht und ich verfolge das nun etwas weiter.
Mein Traum wÀre, irgendwann mit meiner Ukulele (die ich definitiv noch besser spielen lernen muss) in Altenheime zu gehen und dort mit den Menschen zu singen und ihnen Freude zu bereiten. Mal sehen, ob ich da mal hinkomme.
Oder es ergeben sich nochmal Möglichkeiten fĂŒr einen Aufttitt mit professioneller Begleitung, wie im Sommer. Wir werden sehenâŠ. Im Moment ist man wegen Corona ja eh sehr eingeschrĂ€nkt. Aber trĂ€umen darf man ja đ
Und zu guter Letzt, sind auch sĂ€mtliche Nachsorgeuntersuchungen ohne Befund!!! Die sind ja auch immer mit Anspannung verbunden. Aber der Krebs ist im Moment kein Thema und so darf es gerne fĂŒr immer bleiben. đ
Macht es gut und bitte bleibt gesund!!!