Freitag, 28. Oktober 2016

Krankenhaus-Ralley

Freitag, der 2. Tag nach der Diagnose standen ziemlich viele Untersuchungen an. Ich wurde komplett auf den Kopf gestellt, um festzustellen, ob z.B. Metastasen im Körper sind oder wie groß der Tumor ist.

Um 8:00 sollte ich mich in Zimmer 105 melden. Ich war etwas früher da und in diesem Zimmer war noch niemand, bzw die Türe war verschlossen. Also setzte ich mich noch einen Moment auf die Stühle in den Flur. Vor mir standen zwei Männer, die auch auf irgendetwas warteten.
Kurz darauf kam eine Frau in den Flur und sprach die Männer direkt an. "Ah, ich weiß was sie wollen, aber das ist noch nicht da." Sie schloss die Tür mit dem Schild "KASSE" auf. Sie unterhielten sich kurz und ich bekam mit, was das für Männer waren.
Die "Kassenfrau" musste nochmal telefonieren und so warteten die Männer wieder bei mir im Flur. Da ging hinter mir die Tür auf und ich sprang auf. "Nein, sie können sich kurz noch einmal setzen!" Also setze ich mich wieder.
Der ältere der beiden Männer lacht mich an und sagt: "Na wenn die Tür auf ist, kann man ja auch reingehen!" 2 Sekunden später ertönt hinter mir "So, sie können jetzt reinkommen!"
Ich schaue den Mann an und meine: "Na DAS hat sich ja gelohnt!" Er lacht.
Im Raum begrüßt mich die Frau vom Patienten-Management, die mich in den nächsten Stunden quer durchs Haus jagen wird. Zuerst kommt aber die Blutabnahme.
Während sie mich grade anzapft meint sie: "Na, haben Sie sich Verstärkung mitgebracht?"
Ich guck sie mit einem scheinbar riesigen "HÄÄÄ???" im Gesicht an. Sie: "Na die Männer da draußen!"
Ich musste so lachen: "Neeeee, DAS sind die Bestatter, die kriegen mich nicht!!!"

Das war so eine Situationskomik und wir beide mussten so lachen. Sie erzählte es gleich einer Kollegin, die ins Zimmer kam und der fiel erstmal alles aus dem Gesicht. Ja, es war etwas makaber, aber ich musste den ganzen Tag über grinsen, wenn ich an diese Situation gedacht habe. Und die Frau aus Raum 105 auch! :)

Der Tag verlief dann so:

08:00 Raum 105                    Kurzes Gespräch und Blutabnahme
          Raum 106                   Anästhesiegespräch
          Raum 105                   weiterer Ablauf 
08:30 Nuklearmedizin            Zugang gelegt, Kontrastmittel fürs Knochenszintigramm wird gespritzt
          Raum 105
09:00 Kardiologe                   Kontrolle, ob das Herz in Ordnung ist (wichtig für die Chemo)
         EKG
          Raum 105
09:40 Station B5                    Aufklärungsgespräch für die OP
          Raum 105
10:35 CT
          Raum 105
12:00 Nuklearmedizin            Knochenszintigramm 
12:40 Raum 105                    Zugang entfernt
12:55 Mammographie
13:20 Raum 105                
FERTIG!!!

Alles in allem, fand ich es sehr gut organisiert. Ich musste halt nach jeder Station wieder zum Patientenmanagement und sie hat in der jeweiligen Station angerufen, dass ich komme. Das hat super geklapppt und ich kam fast immer direkt dran. 
Beim CT waren einige Notfälle, die natürlich Vorrang hatten. Daher ist da eine größere Lücke. Aber ich war trotzdem angenehm überrascht. Und es waren alle überall total nett!

Dann musste ich aber erstmal was essen!!!


Mittwoch, 26. Oktober 2016

Nach der Diagnose

Nach dem Gespräch sind Rita und ich uns erstmal heulend in die Arme gefallen.
Was für eine Scheiße - unfuckingfassbar!!! (Sorry, aber ich denke diese Wortwahl ist hier ausnahmsweise mal angebracht)

Zuerst habe ich natürlich meinen Mann angerufen. Für ihn war es auch ein Riesenschock. Mehr will ich in diesem Blog gar nicht auf ihn eingehen, da er sonst auch nix mit dem Internet (also Socialmedia und so) zu tun hat. Ein Bisschen was Privates muss ja auch noch bleiben. Aber er ist echt toll - soviel sei gesagt!!!

Ich wäre jetzt noch nach Hause gefahren, aber Rita hat mich überzeugt, dass es besser ist, wenn sie mich nach Hause fährt. Das war im Nachhinein auch echt gut!

Ich habe viel telefoniert, z.B. mit meinen Eltern, die zu Hause auf die Jungs aufgepasst haben. Das Gespräch mit der Ärztin hat ja einige Zeit gedauert und ich wollte meine Eltern nicht länger auf die Folter spannen. Und ich wollte ihnen eine Zeit zum "Sackenlassen" geben, bevor ich nach Hause komme.

Generell habe ich meine Diagnose sehr schnell verbreitet, weil ich wollte, dass es kein "Gemauschel" gibt und jeder weiß, dass er mich darauf ansprechen kann und auch nachfragen kann.
Als Außenstehender weiß man ja nie, was ein Betroffener grade will und wie er mit so einer Diagnose umgeht: Will er seine Ruhe? Oder will er angesprochen werden? Hat er überhaupt Lust alle möglichen Fragen zu beantworten?

Im Allgemeinen kann ich sagen, dass die Reaktionen ziemlich gleich waren:
Keiner konnte es wirklich fassen!!!

Aber die Nachrichten und Worte, die mich nach dem ersten Schock erreicht haben sind grandios. Teilweise musste ich einfach nur heulen, weil es so rührend ist, wie sehr alle Anteil nehmen und mir den Rücken stärken. Sei es durch Hilfsangebote oder einfach nur der Zuspruch, dass ich das packen werde!
Hätte ich einen Ton gesagt, wäre meine Fastelovendsschwester (wir haben uns im Urlaub kennengelernt und Teilen die Liebe zu Köln und dem Fastelovend. Doch über die Jahre ist es schon viel mehr als das) sofort ins Auto gestiegen und 400km zu mir gefahren. Und ich schwöre, sie hätte es getan!
Es gibt so viele Beispiele, die ich gar nicht alle aufschreiben kann.
Aber es ist so toll zu wissen, dass ich sofort Hilfe bekommen kann, wenn ich sie brauche.

In unserer Nachbarschaft sind wir etwas verrückt, wenn man das so sagen will. Wir sind 7 Familien und treffen uns seit mittlerweile 5 Jahren einmal die Woche und quatschen - genannt: Mädelsabend! (Ja mit Kindern, das war streckenweise echt laut aber so schön!) Wir machen seit Jahren Mottostraßenfeste, wo der Rest der Nachbarschaft auch mit dabei ist - und der ist größtenteils genauso drauf wie wir. Also die beste Nachbarschaft der Welt!
Meine Kinder sind somit in diese Gemeinschaft reingewachsen und kennen wirklich alle sehr gut.
Meine Schwiegermutter wohnt mit bei uns im Haus und ist kurzfristig vor Ort, die Nachbarn stehen schon alle parat, um zB. auch mal Olchikind 2 vom Kindergarten abzuholen, meine Eltern wohnen nicht weit weg, mein Bruder mit Familie wohnt keinen Kilometer weit weg und auch andere Freunde, Familie und Kollegen ob nah oder nicht, würden sofort einspringen.

Das ist so so so so toll!!!

Ihr gebt mir das Gefühl, dass ich mich im Zweifelsfall um nichts sorgen muss und das nimmt schon eine große Last von mir!!! Denn wer mich kennt weiß, dass ich eigentlich selber der "Macher" bin und lieber selbstständig handele, anstatt mich auf andere zu verlassen.

Da viele von Euch das hier lesen werden, möchte ich Euch allen wirklich von Herzen danken!!!

Mist jetzt heule ich schon wieder.... *lach*

Die Diagnose

Der Tag beginnt gut. Mir geht es auch viel besser und ich denke, dass es ja wirklich auch nur um eine Entzündung gehen könne, wo man jetzt die antibiotische Behandlung bespricht.

Der Vormittag hat mir auch gar keine Zeit gelassen über irgendetwas nachzudenken. Der Fotograf war bei uns in der Kita, was ja immer schon anstrengend ist, aber wir hatten auch so viel Spaß dabei! Die Kollegen sind eh so super und die Stimmung im Team total klasse.

Als ich um 13h Feierabend hatte, haben mir alle nochmal die Daumen gedrückt für 16h.

Kurz vor 16h hab ich mich mit Rita dann am Krankenhaus getroffen. Sie hat im Wartezimmer gewartet und ich bin erstmal allein ins Behandlungszimmer gegangen.

Die Ärztin kam und begann damit, dass die Untersuchungsergebnisse der Gewebeproben nicht so positiv wären. - "Ja das hatte ich mir schon gedacht, sonst wäre ich ja jetzt nicht hier!"
Es hätte sich herausgestellt, dass es bösartig sei. - "Wie jetzt? Krebs oder wie?"
Ja!

RUMMMS....

Nein, ich bin nicht in Tränen ausgebrochen. Ich glaub die Ärztin hat die ganze Zeit darauf gewartet. Aber irgendwie war es da noch nicht so weit. 
Als ich Rita dann ins Behandlungszimmer geholt habe, da kamen mir die Tränen, weil sie direkt erkannt hat, dass etwas nicht stimmt.

Es war wirklich gut, dass sie dabei war. Wir haben dann zusammen anhören können, wie es jetzt weiter geht und was schon über den Tumor bekannt ist.
  • er ist hormonell bedingt (die wohl häufigste Form)
  • er ist aggressiv (was für die Chemo jedoch "gut" ist, da sie besonders die sich schnell teilenden Zellen vernichtet)
  • es bestehen gute Heilungschancen für Brustkrebs im allgemeinen
  • es gibt Frauen, die danach auch noch Kinder bekommen (für mich jedoch irrelevant, da mir 2 völlig reichen *ggg* )

Wie geht es nun weiter?

Ich werde nochmal komplett untersucht (CT, Mammographie, Knochenszintigramm...), um das ganze Ausmaß genau beurteilen zu können. Wie groß ist der Tumor? Gibt es Metastasen?
 

Dann kommt die erste OP.
Dort wird mir der Port eingesetzt. (Das ist ein fester Zugang, der unter die Haut gelegt wird, ähnlich wie ein Herzschrittmacher, wo dann die Chemo reingegeben wird. Das schont die Venen, da das Zeug ja sehr aggressiv ist.)
In den Tumor wird ein Clip gesetzt, damit der Rest von ihm nach der Chemo wiedergefunden und entfernt werden kann.
Der Wächterlymphknoten (und eventuell ein, zwei weitere Lymphknoten) wird entnommen, um zu sehen, ob Tumorzellen sich schon auf den Weg durch die Lymphknoten gemacht haben. Früher hat man wohl direkt alle Lymphknoten aus der Achselhöhle geräumt. Der Wächterlymphknoten ist der, der dem Tumor am nächsten steht und wird anhand eines Kontrastmittels ermittelt. 
Das sind also die Punkte für die erste OP.

Dann beginnt die Chemo. Wieviele Zyklen in welchem Rhythmus weiß man jetzt noch nicht. Da muss man erst die Untersuchungen abwarten.

Nach der Chemo wird der Tumor entfernt, also eine weitere OP.

Dann folgt noch die Bestrahlung.

Das ist der erste grobe Plan, nach aktuellem Stand. Da kann natürlich noch einiges umgewürfelt werden.

Dienstag, 25. Oktober 2016

Der Anruf

Morgens um 8:35h bekam ich eine SMS, dass eine mir unbekannte Nummer um Rückruf bittet. Hmm....ok. Einmal kurz nachgesehen - es scheint die Nummer vom Brustzentrum zu sein. Die wollen mir sicher sagen, dass alles im grünen Bereich ist. Also schnell mal zurückgerufen, auch wenn ich Olchikind 2 grade in den Kindergarten bringen wollte. Aber dann hat man die Sorge schonmal aus den Füßen.
"Hallo, hier ist Linda Lou. Sie hatten eben versucht mich anzurufen!"
"Ja genau, hallo Frau Lou! Bitte kommen Sie morgen um 16h ins Brustzentrum!"

BÄÄÄÄM

Ich war so verdattert, dass ich auch nix mehr fragen konnte und mir nur die Uhrzeit notiert hab.
Ganz so doof bin ich ja nicht, irgendwas muss sein, denn die bestellen mich ja nicht da hin um mir zu sagen, dass alles tippitoppi ist.

Meine Freundin (nennen wir sie mal "Rita Schnell"), die von der Stanzbiopsie wusste, fragte schon immer nach, ob sie angerufen hätten.

Also schrieb ich ihr:
"Die haben angerufen, ich soll morgen um 16h da hin.
Scheiße, jetzt hab ich Angst"

Rita bot mir direkt an mitzukommen - sie arbeitet nicht weit entfernt vom Krankenhaus.

Eigentlich bin ich niemand, den man ans Händchen nehmen muss, aber irgendwie fühlte es sich jetzt richtig an, dass sie dabei ist.

War letztendlich auch gut so!

Der Rest des Tages war für mich irgendwie gelaufen - hätte ständig heulen können, weil diese Ungewissheit mich fertig gemacht hat.

Freitag, 21. Oktober 2016

Die Vorgeschichte

Viele Fragen mich, wie der Brustkrebs überhaupt erkannt worden ist... dazu gibt es eine kleine Vorgeschichte:

Bei einer Vorsorgeuntersuchung nach der Geburt von Olchi-Kind 2 (zur Erklärung: meine Kinder haben im WWW nix zu suchen und ich komme ja selber manchmal mit den Namen durcheinander, daher finde ich es sehr praktisch wie die Olchis das machen und werde meine Jungs daher Olchikind 1 und Olchikind 2 nennen ;) )

Also nochmal.... bei einer Vorsorgeuntersuchung nach der Geburt von Olchikind 2 wurde ein Knoten ertastet, den man dann direkt geschallt hat. Dort wurde er als Fibroadenom identifiziert. Auch bei späteren Untersuchungen blieb es bei einem Friboadenom. (Diagnose stellen 2 Ärzte)
Im Sommer habe ich schon gemerkt, dass das "Ding" größer wurde und mich irgendwie genervt hat. 
Vor 2 Wochen hatte ich dann richtige Schmerzen und bin daraufhin zum Arzt gegangen.

Beim Blick auf den Ultraschall meinte ich direkt: "Das sieht jetzt aber ganz anders aus als sonst!" Der Doktor tippte auf einen Abszess oder so etwas in der Art, da man von außen auch eine Rötung sehen konnte.
Aber er wollte das abklären lassen und hat sich persönlich ans Telefon gehangen, um für mich einen Termin im Brustzentrum zu machen.

Am nächsten Morgen war ich also im Brustzentrum. Die Ärztin wirkte jetzt auch nicht sehr besorgt nachdem sie den Knoten geschallt hatte, meinte aber sie würde es jetzt mal stanzen, um einfach alle Unsicherheiten auszuräumen.

So wurde also die Stanzbiopsie durchgeführt, die wirklich gar nicht schmerzhaft war. Also keine Angst, sollte bei euch mal was gestanzt werden. Klar spürt man etwas und das Gerät knallt etwas laut, aber Schmerzen hatte ich dank der Betäubung wirklich nicht. 

Spätestens Mitte nächster Woche wolle sie sich melden wegen der Ergebnisse.

Das war am Freitag, den 21. Oktober 2016