Freitag, 4. November 2016

Die erste OP

Heute ist der erste große Schritt Richtung Heilung - die erste OP.

Ich bekomme den Port (ein dauerhafter Zugang, der unter dem Schlüsselbein liegt. Dort wird die Chemo reingegeben und schont dadurch die Venen, wo sie sonst die Chemo reinkommen würde, da sie sehr aggressiv ist und die Venen kaputt machen kann - wäre dann doof!)

Der Wächter-Lymphknoten (auch Sentinel-Lymphknoten, vom englischen sentinel lymph node (SLN)) und evtl noch 2-3 benachbarte Lymphknoten werden entfernt, um zu prüfen, ob da schon Tumorzellen durchgewandert sind.

Und ein kleiner Tital-Clip wird in den Tumor gesetzt, da dieser sich bei der Chemo ja verkleinert oder evtl sogar auflöst. So kann man dann später den Tumorherd wiederfinden und entfernen.

Also müssen wir heute sehr früh aufstehen, denn um 07:15 müssen wir schon im Brustzentrum sein. Mein Lieblingsmann fährt mich hin und Schwiegermama kümmert sich um die Olchis. Also alles geregelt. 
Im Brustzentrum gibt es noch ein kurzes Gespräch mit der Ärztin und dann zeichnet sie die Schnittstellen ein und beschriftet sie. So hab ich unter meinem linken Schlüsselbein ein Kreuz mit der Beschriftung PORT. So sollte dann wohl der letzte Praktikant die richtige Stelle finden! ;)

Dann hoch zur Station, wo ich mein Bett bekomme. Dort lagen noch zwei andere Mädels, teils noch am schlafen. Wir hatten ja noch nicht mal 8 Uhr. 
Ich bekam ein schickes Krankenhaushemdchen und ein megasexy Höschen (Passgröße 32-56). Ok, also umziehen und abwarten. Leider weiß keiner, wann genau ich drankomme.
Um 8:50h "Frau Lou?" - oh ich war tatsächlich eingeschlafen. Da ging es schon los. In der OP-Schleuse musste ich dann meinen Namen, mein Geburtsdatum nennen und was gemacht wird. Steht zwar bei mir drauf, aber ok. ;)
Das musste ich übrigens öfter mal wiederholen, immer wenn jemand anders mich übernommen hat - sicher ist sicher.

Irgendwann bin ich dann wieder aufgewacht, hab es aber bevorzugt wieder einzuschlafen. So schön mal schlafen zu können, ohne von einem "Maamaaaa, Maaaaaamaaaaa" geweckt zu werden. Schmerzen habe ich keine.

Später ging es dann aufs Zimmer - wo ich weiter geschlafen habe. Irgendwann kamen die Schmerzen aber doch durch und ich habe mal geklingelt und nach Ibuoprofen gefragt. Der unglaublich flinke und wache Praktikant fragte dann, ob ich schon was gegessen hätte. "Sollte ich?" "Ja!" "Ähh ok.." Er schlurfte rein und brachte mir ein Brötchen. "Möchten Sie auch was trinken? Wasser, Kaffee oder Tee?" "Ach, ein Kaffee wär schon gut, glaub ich."
Meine Bettnachbarin meinte: "Hoffentlich zieht der den Kaffee nicht vom Automaten, der ist total dünn!"
Da kam er auch schon zurück mit einer Tasse und zwei Milchpäckchen. Ich gucke in die Tasse und zeige sie meiner Bettnachbarin. "Ja DER ist wirklich sehr dünn!" Die Tasse war leer... ich musste so lachen. Der hat's echt drauf. Die Mutter der Bettnachbarin hat mir dann die Luft aus der Tasse gelassen. 
Später kamen meine Eltern und Mama hat mir aufs Klo geholfen und hat mich mit angezogen. Jetzt zuppelt es schon irgendwie was doller. Narkosearzt und meine Ärztin waren auch schon da und haben gesagt, dass ich gehen dürfe. 

Zu Hause habe ich mich dann auch schnell wieder hingelegt. Irgendwie wurde mir dann auch übel - aber Salzstangen-Brezel haben eine gute Wirkung gezeigt. Meine Arme kann ich noch nicht so gut bewegen. Tut schon alles weh irgendwie. Auszuhalten aber unangenehm.

Egal, einen Schritt geschafft!!!